Es ist ein lauer Septembernachmittag im Konferenzraum des Dekanats. Medizinstudentin Claudia Kurek beginnt vorzutragen. Schweigende Dozenten und ein lauschender Studiendekan sind das Publikum. Diese Situation ist weder normal, noch die Regel an der Medizinfakultät Duisburg-Essen. Claudia ist zu diesem Zeitpunkt grade einmal im dritten Semester. Es geht um die Gründung des Projekts “Aufklärung gegen Tabak” an der lokalen Universität. Als ihr Dekan mitbekam, dass Claudia Schüler über das Rauchen aufklären möchte, lud er sie prompt in die Studienkommission ein. Hier steht sie nun vor einem Publikum aus Professoren der Klinik, Vorklinik und Dekanatsangehörigen, um zu erklären, was sie vor hat.
“Nach aktuellen Zahlen wollen 70% der Raucher mit dem Rauchen aufhören. Nur 5% von ihnen gelingt es.”, leitet Claudia ein. “Wir wollen da ansetzen, wo noch nichts zu spät ist: Bei Schülern im Alter von 10-15 Jahren. Der geringe Altersabstand hilft uns, als Vorbilder wahrgenommen zu werden.”
Die Kommission nickt zustimmend, lauscht und die Powerpointfolien fliegen dahin. Am Ende wird geklatscht und Visitenkarten werden ausgetauscht. “Tolles Projekt, wenn Sie Unterstützung brauchen, melden Sie sich einfach.”
Seit diesem Septembernachmittag hat Claudia gemeinsam mit weiteren Medizinstudenten hunderte Schüler aufgeklärt. Am Dienstag möchte sie nun gemeinsam mit ihrem Dekan die Integration in die Lehre besprechen. Maximale Nachhaltigkeit und eine professionelle Ausbildung der Medizinstudenten sind ihr Ziel. In Hannover, Gießen, Homburg, Lübeck, Dresden und Frankfurt haben die Dekanate einem Wahlfach schon zugestimmt.
Claudia, warum meinst du, dass eure Arbeit wirkt?
„Den Schülern macht unser Programm sehr viel Spaß. Sie hören immer gut zu, stellen viele Rückfragen und man sieht, dass sie die Fakten einerseits faszinieren und andererseits überraschen. Außerdem merkt man, dass sie sich noch nie intensiver Gedanken darüber gemacht haben. Hinzu kommt der wissenschaftliche Background des Projektes, der auf der Webseite zu finden ist.“
Wie organisierst du die Arbeit neben dem Studium?
“Manchmal ist es tatsächlich schwer, das alles neben dem Studium zu realisieren, vor allem so kurz vor dem Physikum ist der Stundenplan ziemlich voll. Aber die Arbeit macht mir Spaß und bisher habe ich immer Zeit für die Organisation und Schulbesuche gefunden. Ich denke, wenn man wirklich hinter einer Sache steht, findet man auch die Zeit dafür.”
Was sind deine Zukunftspläne für das Projekt am Standort Essen?
“Mehr Schulen, mehr Studenten, mehr Patienten, professionelle Ausbildung und vor allem mehr Nachhaltigkeit. Dies alles gehe ich mit der Wahlfachplanung an. Die Konzeption des Wahlfachs ist bewährt und kommt vom Gründungsstandort Gießen. Jetzt muss ich nur noch den Dekan überzeugen.”
Zur Person: Claudia Kurek (20) ist Medizinstudentin im vierten Semester an der Universität Duisburg-Essen und Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes, die nach den Kriterien “Leistung, Initiative und Verantwortung” besonders begabte Studenten auszeichnet.
Wie sieht die Arbeit in der Schule aus?https://www.gegentabak.de/ablauf