Studienprotokoll und Baseline-Daten der Evaluation des aktuellen Schulcurriculums publiziert
Aufklärung gegen Tabak (AGT) berücksichtigt bei der Entwicklung der Schulprogramme stets die aktuellen Ergebnisse aus der Präventionsforschung, um ein wissenschaftlich-fundiertes Curriculum zusammenzustellen. Um die Wirksamkeit dieses Curriculums zu überprüfen und zu verbessern, führt AGT multizentrische Evaluationsstudien durch. Aktuell sind in diese randomisierten Langzeitstudien über 20.000 Jugendliche in Deutschland eingeschlossen.
Eine erste Langzeitstudie im Jahre 2014 konnte Hinweise auf einen protektiven Effekt bezüglich Rauchbeginn, besonders bei weiblichem Geschlecht, niedrigem Bildungsniveau und vorhandenem Migrationshintergrund aufzeigen. Anhand der Ergebnisse dieser Studie, sowie Schülerfeedback und publizierten Ergebnissen anderer Präventionsprogramme wurde dann im Jahre 2016 das Curriculum noch einmal überarbeitet und optimiert. Das daraus entstandene Curriculum ist das aktuell im Klassenraum verwendete und hier auf der AGT-Webseite einsehbar: https://gegentabak.de/schulpraevention/.
Die randomisierte, kontrollierte Multicenterstudie zur Evaluation dieses neuen Curriculums schließt 144 weiterführende Schulen in fünf deutschen Bundesländern mit einer Gesamtzahl von circa 11.300 Siebtklässler/innen ein. Somit hat ein Team von etwa 400 Medizinstudierenden an 13 Fakultäten eine der größten in Deutschland je durchgeführten schulischen Tabakpräventionsstudien lanciert. Das Studienprotokoll, die Baseline-Daten sowie die eingebundene Prozessevaluation wurden jetzt publiziert.
Mit der Studie versuchen wir von AGT insbesondere die Frage zu klären, ob das von Medizinstudierenden durchgeführte Präventionsprogramm zu einer Reduktion der Rauchprävalenz unter den teilnehmenden Schüler/innen führt und welche(r/s) Geschlecht/Bildungsgrad/kulturellem Hintergrund besonders von der Intervention profitiert.
In der Baselineerhebung unter 11.268 Siebtklässler/innen (Durchschnittsalter 12 Jahre) wurde eine Rauchprävalenz von 2,6% erhoben bei einer durchschnittlichen Menge von zwei Zigaretten pro Tag. 84,5% der Schüler/innen gaben an, noch nie geraucht zu haben. Zur E-Zigarette griffen immerhin 4,7% der Schüler/innen innerhalb der letzten 30 Tage.
Mit der Prozessevaluation wurde eine Qualitätssicherung eingebaut, die das Curriculum aus verschieden Perspektiven beleuchtet: die der Mentor/innen, der Ausbildenden für die Mentor/innen, der Schüler/innen und die der Lehrkräfte. Das Mentorentraining für die Medizinstudierenden vor dem Schulbesuch wurde von 99,7% der Teilnehmenden und 100% der Lehrenden als sinnvoll erachtet und führte bei 96,6% der Teilnehmenden zu dem Gefühl, gut auf den Schubesuch vorbereiten zu sein. Dies wurde von Seiten der Schüler/innen und Lehrpersonen auch so wahrgenommen: 95,9% der Schüler/innen und 97,8% der Lehrpersonen gaben an, dass die Studierenden einen guten Eindruck hinterlassen hätten. Weiterhin gaben 94,4% der Medizinstudierenden sogar an, durch das Training motivierter geworden zu sein, zukünftige Patienten hinsichtlich eines Rauchstopps zu ermuntern.
Die letzte Nachbefragung wird 24 Monate nach Intervention stattfinden und dann vor allem hinsichtlich der Unterschiede der Rauchprävalenz ausgewertet. Die Baseline-Daten sprechen nun erst einmal für gute Ausgangsvoraussetzungen und es bleibt die Ergebnisse der Nachbefragungen abzuwarten.
Die Originalpublikation mit einer ausführlicheren Beschreibung und den vollständigen Daten ist unter folgendem Link zu finden: https://www.researchprotocols.org/2019/4/e13508/?fbclid=IwAR0GUYovYXFLSohJ8XBlUKtTdnXSoiwiqbes0VQBfdD3h_qzjn8tbqE-mrs
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