Interview mit Medizinstudenten in Homburg
Homburg, Saarland. Marlboro country? Jedenfalls die Rate der rauchenden Eltern ist hier im Bundesvergleich besonders hoch. Aufklärung scheint vielerorts zu fehlen. Die befreundeten homburger Medizinstudenten Annabelle Wagner (23) und Fabian Fries (23) wollten diesen Zustand nicht weiter tolerieren und gründeten vor zwei Jahren das Projekt „Aufklärung gegen Tabak“ an der Uni Homburg. Um zu erfahren, was die jungen Mediziner antreibt, habe ich ein Interview mit ihnen geführt.
Anna und Fabian; warum engagiert ihr euch neben eurem Medizinstudium?
„Das Thema Rauchen und vor allem das Passivrauchen liegen uns persönlich sehr am Herzen. Man braucht nur durch die Homburger Innenstadt zu laufen. Auf einem fünfminütigen Weg zum Einkaufen sieht man mindestens bestimmt zehn Elternteile mit einem Kind an der einen und der Zigarette in der anderen Hand. Das Saarland ist ein Bundesland mit einer hohen Rate an rauchenden Schwangeren und damit auch einer hohen Rate an Frühgeburtlichkeit und SGA Babies. Welche Auswirkungen das Passivrauchen auf die Gesundheit dieser und auch auf schon ältere Kinder hat muss ich hier nicht erwähnen. Um die Zahl der Raucher zu senken muss man Aufklärung betreiben. Es reicht nicht einfach aus zu sagen Rauchen schadet der Gesundheit. Vor allem Jugendliche hören immer wieder „Raucht nicht – Rauchen ist schädlich.“ Aber warum Rauchen schädlich ist, was es mit dem Körper macht und warum man lieber die Finger von der Zigarette lassen soll, wird nicht erklärt. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Schuler nach einer Aulapräsentation und dem Klassenraumseminar verstanden haben, warum geraten wird nicht zur Zigarette zu greifen. Man merkt, dass die Schüler für diese Aufklärung dankbar sind und das bekommen wir auch als Rückmeldung von Schulen.“
Wie ist der Status des Wahlfaches in Homburg? Werdet ihr es schaffen, euch nachhaltig am Standort Homburg in die Lehre zu integrieren?
„Zur Zeit befinden wir uns in den letzten Zügen in der Planung des Wahlfaches, welches hoffentlich am dem Wintersemester 14/15 in Homburg angeboten wird.“
Leidet euer Medizinstudium unter dem Engagement?
„Neben den theoretischen Kenntnissen, die wir in unserem Studium lernen sind unserer Meinung nach die sozialen Aspekte des Berufsbildes genau so wichtig – der Umgang mit dem Patienten als Mensch und Person. Dazu gehört auch, sich in Patienten hinein zu versetzen, zu verstehen und auch zu erkennen warum ein Patient zur Zigarette greift, warum er mit dem Rauchen nicht aufhören kann? Die Arbeit bei AGT hilft hier sehr die nötige Erfahrungen im Umgang mit Patienten zu sammeln. Durch unsere ehrenamtliche Tätigkeit geben wir nicht nur – wir bekommen auch sehr viel zurück. Genau so ist die Prävention ein sehr wichtiger Teil unserer ärztlichen Tätigkeit – ganz gleich in welcher Fachrichtung man ist. Das sehen wir nicht nur als ehrenamtliche Tätigkeit, sondern als Verantwortung eines jeden Mediziners.“
Was waren bisher die größten Herausforderungen / Erlebnisse bei der Arbeit?
„Die schönsten Erlebnisse sind die Schulbesuche. Es ist immer wieder interessant zu sehen, dass Schüler sich zu Beginn unseres Besuches wenig betroffen fühlen. Dann erfahren sie von uns, dass Patienten durch die Folgen des Rauchens Schmerzen beim Gehen haben, keine Luft mehr bekommen, an einem Tumorleiden versterben und dass das Passivrauchen genau die gleichen Krankheiten auslösen kann sowie z.B. Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod ist. Während des Klassenraumseminares merkt man dann immer deutlicher wie interessiert die Schüler sind und sie merken, dass das Thema Rauchen jeden betrifft – auch Nichtraucher. Man merkt, dass die Schüler dankbar sind für die Aufklärung. Dankbar dafür, dass endlich jemand erklärt warum das Rauchen schädlich für den Körper ist statt einfach nur ein Verbot zu erteilen.“
Wie war die Akzeptanz für Tabakaufklärung im Saarland?
„Die Aufklärung gegen Tabak wurde von den von uns betreuten Schulen sowie Professoren der Uni durchweg positiv aufgenommen. Viele Schulen im Saarland haben bereits ein eigenes Suchtpräventionsprogramm. In den nächsten Monaten möchten wir diese Schulen von der etwas anderen Herangehensweise von AGT überzeugen.“
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Mehr Infos: www.gegentabak.de/universitaet-homburg
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