Felix J. Hofmann und Dominik Penka übernehmen Gruppenleitung an der Medizinfakultät Gießen

Gießen – die Medizinfakultät, an der einmal alles begann. Am ersten Januar 2012 meldete ich (Titus Brinker) dort den Aufklärung gegen Tabak e.V. an – damals gab es nur mich und ein paar Gießener Professoren, die mein Konzept ganz gut fanden. Gut drei Jahre später sind wir nun mit über 1000 Medizinstudierenden in neun Ländern und an über 50 Medizinfakultäten aktiv; die wichtigsten Entscheidungsträger der weltweiten Medizin schmücken unseren wissenschaftlichen Beirat, zwei Apps mit insgesamt über 100.000 Downloads, acht Wahlfächer, 20.000 Schüler pro Jahr, Millionen erreichte Fernsehzuschauer, mehrere Multicenterstudien, den Segen der Kanzlerin.. – das alles hätte ich damals nicht gedacht. Vor wenigen Wochen habe ich nun mit Eintritt in das PJ die Leitung der ersten Lokalgruppe weltweit an meine langjährigen Weggefährten Felix J. Hofmann und Dominik Penka (Foto v.l.) offiziell abgegeben. Ich kenne die Beiden schon bestens. Vor allem durch AGT haben wir einiges gemeinsam erlebt. Ich weiß daher, dass sie ihrer neuen Aufgabe gewachsen sind und genau zu dem Schlag von Medizinstudenten gehören, der unser Projekt überhaupt erst groß gemacht hat. Damit ihr sie aber auch besser kennenlernt, habe ich ein Interview mit ihnen geführt.

Felix, warum hast du dich bereiterklärt die Gruppenleitung zu übernehmen?

„Ich bin nun schon seit fast zwei Jahren bei AGT dabei und habe immer mit viel Freude und Spaß mitgearbeitet. Dank zahlreicher Aufgaben über die Schulbesuche hinaus, kenne ich die Strukturen in Gießen besser als viele Andere und möchte, dass diese Unigruppe, mit der AGT begonnen hat, so gut wie bisher weiterläuft. Da du hier ein großes Netzwerk an Freiwilligen und Schulen aufgebaut hast, ist es zwar schwer, aber nicht unmöglich, dies fortzuführen und zu vergrößern.“

Was sind konkret deine Pläne für dieses Semester?

„Da ich jetzt das Physikum schreibe und nur begrenzt Zeit für AGT habe, teile ich mir die Supervisorentätigkeit mit Dominik. Wie du weißt, haben wir bereits in der Vergangenheit an mehreren Projekten gemeinsam gearbeitet und das hat hervorragend funktioniert. Unser Ziel ist es, die Lokalgruppe zu einem dynamischen und stabilen Netzwerk aus engagierten Freiwilligen weiterzuentwickeln, um noch effizienter Schüler aufklären zu können. Ein Beitrag hierzu wird die ständige Weiterentwicklung und Optimierung unseres aktuellen wissenschaftlich basierten Konzeptes sein. Bei dem Bundestreffen vor drei Wochen habe ich im Austausch mit anderen Gruppenleitern und Gruppenleiterinnen hierzu viele spannende Ideen und Anregungen gesammelt, die nun darauf warten, umgesetzt zu werden. Um die Zahl der erreichten Schülerinnen und Schüler weiterhin zu steigern und um unser Seminar hinsichtlich lernpsychologischer und didaktischer Gesichtspunkte kontinuierlich ausbauen zu können, planen wir im kommenden Semester, ganz nach dem Vorbild der Kollegen aus Berlin und Frankfurt, den Fachbereich Psychologie zur Mitarbeit zu bewegen. Daneben werden wir selbstverständlich das Wahlfach fortführen. Dominik war zur Schulung hierfür als erster AGT – Mentor auf der ärztlichen Tabakentwöhnungsweiterbildung von Prof. Batra in Tübingen. Darüber hinaus behalten Sonderprojekte, wie es für unsere Unigruppe bereits typisch ist, auch dieses Jahr ihre hohe Priorität. Zu viel hierüber wollen wir an dieser Stelle aber noch nicht verraten.“

Das klingt mal wieder nach viel Arbeit. Warum investierst du soviel Zeit für dieses Thema?

„Rauchen gilt als wichtigste der zu vermeidenden Todesursachen hier in Deutschland, trotzdem sterben jährlich über 140.000 Menschen allein in unserem Land an tabakassoziierten Erkrankungen und schätzungsweise über 7,5 Millionen Personen leiden an ebensolchen.
Ich finde es wichtig, Jugendlichen, die in diesem Alter die physischen und psychischen Folgen von Tabakkonsum nicht abschätzen können, altersgemäße und differenzierte Aufklärung zu vermitteln. Mit AGT habe ich ein Konzept gefunden, dass durch seinen internationalen Beirat wissenschaftsbasiert arbeitet und gleichzeitig erwiesenermaßen Wirkung zeigt. Zusätzlich bereitet die Interaktion mit den Schülerninnen und Schülern während der Schulbesuche sowie das Netzwerk von Freiwilligen mir selbst sehr viel Spaß.“

Dominik, nun zu dir. Wieso arbeitest du bei AGT mit?

„Es macht mir Spaß. Dazu trägt einerseits das Thema als solches bei, welches mich sehr interessiert und wo viel Handlungsbedarf besteht, andererseits ist es natürlich auch die Verantwortung für die Gruppe, die Schulen sowie organisatorische und administrative Aufgaben, die es zu übernehmen gilt.
Ganz abgesehen von der Gruppenleiterposition möchte ich an dieser Stelle die Arbeit mit den Kindern in den Vordergrund heben. Es ist eine tolle Sache sowohl die Aulapräsentation als auch die Klassenraumseminare halten zu dürfen. Dies ist für mich eine große persönliche Bereicherung – und hilft gleichzeitig den Jugendlichen. Es überrascht und begeistert mich jedes Mal auf´s Neue, wie viel die Jugendlichen bereits wissen und mit welchem Elan und welcher Freude sie beim Seminar mitarbeiten. Beispielsweise die Strohhalmübung kommt immer wieder sehr gut an und bereitet allen Beteiligten nicht nur die Erfahrung von Atemnot am eigenen Körper, sondern auch einfach sehr viel Spaß. Mit motivierten Teilnehmern arbeiten zu können, ist immer eine Bereicherung.
Genauso ergeht es mir im AGT-Netzwerk. Hier begegnet man vielen interessanten Persönlichkeiten mit kreativen, guten und vorantreibenden Ideen. Die Tatsache mit solch vielen gleichgesinnten Personen an einem Strang ziehen zu dürfen und immer wieder Unterstützung und Anregungen zu finden, ist für mich sehr erfüllend.
Ein weiterer Grund, mich bei AGT zu engagieren, ist die Hilflosigkeit der Kinder. Ihnen wird durch gezielte Beeinflussung in Form von Tabakwerbung an fast jeder Bushaltestelle und Litfasssäule, die explizit auf Jugendliche abgestimmt ist, praktisch eine unabhängige und überlegte Entscheidung genommen.“

Was motiviert dich nun auch das Wahlfach zu leiten?

„Das Wahlfach setzt sich inhaltlich mit den Tabakfolgeerkrankungen sowie den Schritten der Suchtentwöhnung, speziell der Tabakentwöhnung, auseinander. Wichtig bei dem Wahlfach ist mir, dass ich das Thema der Tabakentwöhnung zur Sprache bringen kann, sodass dieses bisher leider in der Lehre unterrepräsentierte Thema aufgrund seiner enormen Wichtigkeit trotzdem behandelt wird. Dass das Thema unterrepräsentiert ist, zeigt sich bzw. setzt sich bei den deutschen Ärzten fort. Über 90% denken, dass man jeden Patienten auf das Rauchen ansprechen sollte – nur etwa 25% geben aber an, dies auch zu tun. Da die Tabakentwöhnung die wichtigste einzelne Therapiemaßnahme bei kardiovaskulären Erkrankungen ist, wirkt sich das bei vielen Patienten besonders gravierend aus.
Dass genau ich mit meinen 20 Jahren daran etwas ändern kann, motiviert mich unglaublich stark, AGT als Wahlfach zu betreuen!“

Über Felix und Dominik:

Felix J. Hofmann ist Student der Humanmedizin im 4. Semester und gerade kurz vor seinem Physikum. Als Mitglied der AGT von Beginn seines Studiums an hat er schon mehr als 1300 Schüler aufgeklärt, viele Sonderprojekte betreut, den Verein bei Wettbewerben repräsentiert und hilft bei der wissenschaftlichen Evaluation des Projektes seit einem Jahr mit.

Dominik Penka ist Student der Humanmedizin im 5. Semester. Er ist Trainer einer U14-Leichtathletikgruppe in Gießen und verfügt über viel Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, welche er regelmäßig den Schülerinnen und Schülern in seinen Klassenraumseminaren zugute kommen lässt. Er ist Mitglied der AGT Gießen seit seinem ersten Semester und hat seitdem über 1000 Schüler über die Folgen des Tabakkonsums aufgeklärt sowie in vielen Sonderprojekten mitgewirkt.

Mehr Infos: www.gegentabak.de/uni-giessen

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Medizinstudenten Felix J. Hofmann und Dominik Penka (v. l.)