Bericht: Media Advocacy Training des Deutschen Krebsforschungszentrums für AGT

2/3.12.2015, DKFZ, Heidelberg; Autorin: Sonja Wolff

Vertreter/innen von sechs Medizinfakultäten

Elf motivierte Medizinstudenten, die die Aufklärung gegen Tabak e.V. von sieben Medizinfakultäten in Deutschland repräsentieren, erhalten die Möglichkeit im Rahmen der Konferenz für Tabakkontrolle an einem vom Deutschen Krebsforschungszentrum organisierten ‚Media Advocacy Training‘ teilzunehmen. Workshopleiter sind neben der moderierenden Abteilungsleiterin für Tabakkontrolle des DKFZ (Dr. Martina Pötschke-Langer) der Journalist des Deutschen Journalisten-Verbandes Herr Dietmar Jazbinsek und weitere zum Team gehörende Experten. Finanziert wurden Anreise und Verpflegung von der Deutschen Herzstiftung e.V.

Als Vorbereitung auf den Workshop haben die Studierenden sich mit dem Begriff des Medienlobbyismus auf der Basis des von Jazbinsek herausgegebenen Buches beschäftigt. Die Erwartungen der Studierenden an dieses Fachgebiet erweist sich allerdings als nicht mit dem tatsächlichen Programm korrelierend: So wird den Studierenden, die sich unter dem Kurs ein Training für Werbewirksamkeit und allgemeines Medientraining vorstellen, ein völlig anderer Ansatz präsentiert, der darauf abzielt das Nachhaltigkeitsproblem, das sich bei der von der AGT betriebenen Primärprävention für Jugendliche stellt, zu lösen und einen alternativen Fokus zu schaffen. Dieser würde das „Machtungleichgewicht beim Gegenanpädagogisieren“ aus der Welt schaffen und stattdessen ein globales Interesse einen medizinisch falschen Lebensstil zu ändern vertreten, so Jazbinsek.

Im weiteren Verlauf werden Grundgedanken des Konzepts ‚Media Advocacy‘ vorgestellt und an verschiedenen Beispielen mit Leben gefüllt. Dabei sei es wichtig das Ziel genau zu definieren und eine konkrete Strategie zu verfolgen. Auch das Timing müsse Stimmen; demnach sei eine der grundlegenden Fragen, die man sich vor einer Aktion zu stellen habe folgende: „Wie passt mein Ziel in die politische Agenda?“

Dieser Punkt wird um die nötige Originalität der geplanten Aktion erweitert. Ohne großartige finanzielle Mittel sei es notwendig durch Kreativität einen Zugang zu den Medien zu erlangen. Die Tat müsse es wert sein darüber zu berichten. Außerdem sei es wichtig den Tenor der Berichterstattung zu beeinflussen. Nicht, dass überhaupt berichtet wird sei schon ein Gewinn, sondern das Wie sei maßgebend. Hierzu wird wiederholt betont, dass es nicht um Marketing gehe, sondern darum, sein Ziel zu fokussieren, wofür reine Medienpräsenz nicht ausreiche. Außerdem sei es wichtig seine Aktionen zu bebildern, um damit die Journalisten und auch die eigene Aussagekraft zu unterstützen.

Des Weiteren wird auf die sich verändernde Medienlandschaft und die Diversität der social media aufmerksam gemacht. Hierdurch könne eine breite Masse an Menschen erreicht und sensibilisiert werden. Gleichermaßen bürge sie auch Risiken, wie zum Beispiel, dass eine unüberlegte Äußerung in einer Pressemitteilung sich ungünstig auf die gesamte Imagekonstruktion auswirken könne. Zur Vermeidung des Letztgenannten seien drei Punkte unabdingbar: Prägnanz, Faktencheck und Gefühlsmanagement. Man müsse sich gleichzeitig immer bewusst sein, dass man als Dienstleiter für den Medienbetrieb agiere, um einem Qualitätsverlust in der Berichterstattung vorzubeugen.
Herr Jazbinsek schließt mit dem Worten „Eins kann ich Ihnen versichern: Es funktioniert“ und schafft damit eine motivierende Grundlage für das spätere Planspiel.

Es folgt ein Vortrag von Susanne Schunk über die Effekte von Tabakwerbung auf Kinder und Jugendliche. Wichtige Aspekte hierbei sind die gesetzliche Grauzone in der Werbung, wie Promotion, Sponsoring, Ambient Media und die Werbung über das Internet. Auch Corporate Social Responsibility Maßnahmen, die zum Ziel haben das Unternehmen und seine Produkte positiv darzustellen, werden thematisiert. So schließt die Referentin mit dem Fazit, dass Tabakwerbung allgegenwärtig sei und der Einflussnahme auf das Rauchverhalten diene. Die gesetzlichen Grauzonen würden intensiv genutzt, woraus erkennbar werde, dass die bestehenden Tabakwerbeverbote unzureichend seien, denn der Kinder- und Jugendschutz könne auf diese Weise nicht gewährleistet werden.

Im Rahmen des nachfolgenden Planspiels teilen sich die Studierenden in drei Gruppen, um sich Projekte mit Multiplikatoreffekt zu überlegen, die die Tabakindustrie stören könnten.

Ideen waren unter anderem Firmenmaskottchen auf Musikfestivals ins Lächerliche zu ziehen, Studenten auf dem Campus zu sensibilisieren und die Öffentlichkeit im Zuge einer absurden Umkehrung der Ambient Media auf die massive Werbung hinzuweisen.

Alle Studierenden der AGT haben viel aus dem Workshop mitnehmen können und bedanken sich auf diesem Weg bei den Organisatoren. Besonderer Dank gilt der Deutschen Herzstiftung für die finanzielle Ermöglichung des Events.

Teilnehmende Gruppenleiter / Medizinfakultäten:

Lena Jakob, Freiburg

Dominik Penka, Gießen

Felix Hofmann, Gießen

Fadi Abdella, Berlin

Karoline Kinkelin, Gießen

Fabian Buslaff, Erlangen

Sonja Wolff, Bochum

Carolin Rauter, Homburg

Hannah Maria, Freiburg

Caelán Haney, Heidelberg

Samuel Schaible, Heidelberg

Cami Nguyen, Gießen

Vertreter/innen von sechs Medizinfakultäten

Antrag / Redaktion / Rahmenorganisation: Titus J. Brinker